Einfluss der Hundeökologie auf die Ausbreitung und Kontrolle von zoonotischen Infektionskrankheiten
beteiligte Mitarbeitende: Charlotte Warembourg, Salome Dürr
Laufzeit: 2017 -2020
Seit ihrer frühen Domestizierung leben Hunde in engen Beziehungen mit den Menschen. Diese haben vielen Vorteilen. So werden Hunde als Wach- oder Herdenschutztiere gehalten, sie unterstützen die Menschen bei der Jagd, oder sie dienen mit Kameradschaft oder sind echte Familienmitglieder. Umgekehrt bieten Menschen ihren Hunden Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung. Diese enge Beziehung kann aber Nachteile mit sich bringen, unter anderem die Übertragung von Infektionskrankheiten zwischen Hunden und auf den Menschen. Von den Zoonosen, die von Hunden übertragen werden, ist die Tollwut von besonderer Bedeutung. Geschätzte 60'000 Personen sterben jedes Jahr an der Tollwut. Davon sind mehr als 99 % auf Bisse von Haushunden zurückzuführen. Durch Massenimpfungen der Reservoirpopulation, also der Haushunde, kann die Tollwut erfolgreich bekämpft werden. Dank solchen konnte die Tollwut in den meisten Industrieländern ausgerottet werden, jedoch ist sie in vielen Entwicklungsländern nach wie vor endemisch präsent. Die Weltgesundheitsorganisation der Menschen (WHO) und Tiere (OIE) haben sich, zusammen mit anderen Keyplayern, zum Ziel gesetzt, die durch Hunde übertragene Tollwut bis zum Jahr 2030 zu beseitigen.
Die Richtlinien für die Bekämpfung der Hundetollwut besteht in der Impfung von 70% der Hundepopulation. Diese Richtlinie basiert auf Analysen von historischer Tollwutausbrüche und muss daher nicht für jede Hundepopulation passend sein. Unsere Hypothese ist, dass die Ökologie der Haushunde (d.h. ihr Verhalten, ihr Bewegungsmuster und ihr Kontaktnetzwerk) entscheidend dafür ist, wie viel, wie oft und welche Hundegruppen geimpft werden müssen, um die Krankheit aus einer Population eliminieren zu können. In unserem Projekt werden wir mittels GPS-Halsbändern untersuchen, welche Bewegungsmuster und Kontaktstrukturen untereinander sich frei bewegende Haushunde in verschiedenen Gebieten weltweit zeigen. Wir wollen hunde-, menschen- und umweltbezogene Faktoren identifizieren, welche die Ökologie der Hunde beeinflussen und daher auch die Verbreitung der Tollwut beeinflussen könnten. Durch den Vergleich von Daten aus verschiedenen Regionen weltweit können auch unterschiedliche Haltungsbedingungen und Klimas untersucht werden. Die dadurch gewonnen neuen Kenntnisse zur potenzielle Diversität im Verhalten der Haushunde wollen wir in Übertragungsmodelle integrieren, um die Verbreitung der Krankheit getreuer simulieren zu können. Die Verwendung von Ausbreitungsmodellen ermöglicht es uns, die identifizierten Einflussfaktoren auf das Verhalten der Hunde frei zu ändern und ihre Auswirkungen auf die Grösse und Dauer eines Ausbruchs, sowie auf die Wirksamkeit gezielter Bekämpfungsmassnahmen zu evaluieren.